Überleben in der Nebelwüste
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Überleben in der Nebelwüste

Die Namib ist ein lebensfeindlich wirkender Ort - wer in der Wüste überleben will, muss besondere Strategien entwickeln.

Die Namib ist eine der heißesten und trockensten Regionen auf der Welt. In der Wüste gibt es kaum Schatten und jahrelange Trockenperioden. Wenn es alle paar Jahre doch einmal regnet, dann fällt auf einen Quadratmeter meist nur so viel, wie in ein Schnapsglas passt. Aber wie schaffen es die Tiere trotzdem, an diesem erbarmungslosen Ort zu überleben?

Wo Nebelwüsten auf der Welt zu finden sind

Die Namib ist eine sogenannte Nebelwüste und damit ziemlich selten auf unserem schönen Planeten. Es gibt nur die Atacama-Wüste zwischen Chile und Peru, die Baja California auf der mexikanischen Halbinsel Niederkalifornien und eben die Namib-Wüste in Namibia. Damit so eine besondere Wüste überhaupt entstehen kann, müssen einige Bedingungen auf faszinierende Weise zusammenspielen. Bist du bereit für ein wenig Meteorologie? 

Das meteorologische Wunder der Namib

Vor der Küste der Namib verdrängen Passatwinde das Oberflächenwasser des Atlantiks und lassen so kaltes Tiefenwasser aufsteigen. Tiefdruckgebiete in dieser Region sorgen dann dafür, dass die warme Luft vor Namibia die Feuchtigkeit des kühlen Tiefenwassers aufnehmen kann.

Die feuchtwarme Luft wird nach oben getragen und verwandelt sich durch die Abkühlung in höheren Lagen in Wolken. Diese werden dann über die Namib-Wüste bis zu 100 Kilometer weit ins Landesinnere geweht.

Wenn die Wolken den Boden berühren, bildet sich an vielen Tagen im Jahr Nebel über der Wüste. Es sieht unheimlich schön und mystisch zugleich aus, wenn die Nebelschleier zwischen den Sanddünen hängen. 

Lebensspendender Nebel

Der Nebel sorgt aber nicht nur für dieses unvorstellbare Bild in der trockenen Wüste, er ist auch überlebenswichtig für rund 50 Tierarten, da diese von ihm abhängig sind. Genau dieses Zusammenspiel ist in keiner anderen Nebelwüste der Welt so gut erforscht wie hier in der Namib.

Heute weiß man, dass alle Wasserquellen direkt oder indirekt auf Nebel zurückzuführen sind. Unglaubliche 92 % aller Niederschläge kommen als niederschlagender Nebel vor. Es regnet an so wenigen Tagen im Jahr, dass Regenwasser keine verlässliche Wasserquelle für die Tiere ist. 

Die unglaubliche Anpassungsfähigkeit der Nebeltrinkerkäfer

Am bekanntesten und am besten erforscht sind die sogenannten Nebeltrinkerkäfer. Einige Käferarten nutzen ausschließlich den Nebel zur Wasserversorgung und graben sich dafür mitten in der Nacht aus dem Sand, obwohl sie eigentlich tagaktiv sind. Die kleinen Käfer krabbeln dann frierend bis auf den Dünenkamm, um dort einen Kopfstand zu machen.

Das tun sie aber nicht, um sich mit dieser Akrobatik aufzuwärmen, sondern um den vorbeiziehenden Nebel auf ihrem Körper kondensieren zu lassen. Dann müssen sie nur noch den Mund öffnen und warten, bis das Wasser direkt in den Mund läuft. Eine unglaubliche Technik, die sich die kleinen schwarzen Käfer da ausgedacht haben. 

Ein unerklärliches Phänomen

Obwohl diese Technik mittlerweile gut erforscht ist, konnte seit 1979 keine Antwort auf die Frage gefunden werden, wie die Käfer merken, dass sich mitten in der Nacht Nebel gebildet hat.

Schließlich schwankt die Anzahl der Nebeltage pro Monat je nach Jahreszeit stark. Während die Nebelwahrscheinlichkeit von September bis Januar am höchsten ist, ist sie im Juni am niedrigsten.

Außerdem nimmt die Nebelwahrscheinlichkeit mit zunehmender Entfernung von der Küste ab. Zum Vergleich: Im Gebiet der Forschungsstation Gobabeb gibt es durchschnittlich 27 Nebeltage pro Jahr, in Walvis Bay sind es etwa 126 Tage. Das alles wissen die Tiere nicht, und doch stehen die Nebeltrinkerkäfer pünktlich mitten in der Nacht auf dem Dünenkamm, wenn der Nebel aufzieht. Unglaublich, oder?

Überlebenskünstler in der Wüste

Der Nebel tritt so unregelmäßig auf, dass die Tiere nicht wissen, wann die nächste Nebelphase kommt. Und wie du jetzt weißt, kann der Abstand zwischen zwei Nebeltagen je nach Standort sehr lang sein – zumindest, je weiter die Tiere im Landesinneren leben.

So müssen sie manchmal monatelang ohne Wasser auskommen und das macht sie zu wahren Überlebenskünstlern.

Die kritische Zukunft des Nebels

Du siehst also, wie wichtig der Nebel für diese Region Namibias ist. Während vor einigen Jahren noch prognostiziert wurde, dass der küstenferne Nebel durch die globale Erwärmung zunehmen könnte, ist man heute anderer Meinung.

Inzwischen gibt es überzeugende meteorologische Belege dafür, dass der Nebel über Land abnehmen wird – und zwar deutlich. Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Folgen das für das Leben in der Namib hätte.  

Ein magischer Anblick: Der Nebel im Sossusvlei

Vielleicht hast du Glück und du kannst bei einem Besuch im Sossusvlei den faszinierenden Nebel mit eigenen Augen sehen. Es ist ein einzigartiger Anblick, wenn die hohen Sanddünen in den Nebelschwaden verschwinden und vereinzelte Bäume wie gespenstische Schatten in der Ferne auftauchen. Wir empfehlen dir, den Park am frühen Morgen zu besuchen, da sich der Nebel im Laufe des Vormittags schnell auflöst.

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