
Fahren im Tiefsand in Namibia: Ein Leitfaden für Anfänger
Du hast dich entschieden, deinen Urlaub in Namibia zu verbringen und möchtest das Abenteuer des Fahrens im tiefen Sand erleben. Das ist eine gute Wahl und du brauchst dir absolut keine Sorgen machen! Namibia bietet atemberaubende Landschaften und beeindruckende Sanddünen, die du mit einem Mietwagen sicher erkunden kannst. Aber bevor du dich in dieses Offroad-Abenteuer stürzt, ist es wichtig, dass du die Grundlagen des Fahrens im tiefen Sand verstehst und dich sicher fühlst.
In diesem Leitfaden erklären wir dir:
- die verschiedenen Gänge (H2, H4 und L4),
- wie du sie wechselst,
- wie schnell du im tiefen Sand fahren solltest und
- welche Fahrtechniken du anwenden kannst, um sicher durch schwierigere Passagen im Sand zu kommen.
Verständnis des Getriebesystems: H2, H4 und L4 Gänge
Die meisten Mietwagen mit Allrad haben in Namibia ein Getriebe mit drei Hauptgängen: H2, H4 und L4.
- H2-Gang: Der H2-Gang (High Gear 2) wird hauptsächlich auf asphaltierten Straßen verwendet. In diesem Gang erreicht man eine gute Kraftstoffeffizienz und höhere Geschwindigkeiten.
- H4-Gang: Bei Fahrten im tiefen Sand ist es jedoch wichtig, in den Gang H4 (High Gear 4) zu wechseln. Der H4-Gang verbessert die Traktion und die Kontrolle, da die Kraft gleichmäßig auf alle vier Räder verteilt wird. Bevor man in tiefen Sand einfährt, sollte man sich vergewissern, dass man sich im H4-Gang befindet, um eine optimale Leistung zu erzielen. Die Höchstgeschwindigkeit ist 80 km/h.
- L4-Gang: Es gibt jedoch eine Situation, in der der H4-Gang nicht ausreicht: Fahren im tiefen Sand mit extremen Hindernissen. In solchen Fällen solltest du in den L4-Gang (Low Gear 4) wechseln. Der L4-Gang wurde speziell für schwieriges Gelände wie tiefen Sand entwickelt. Er bietet das maximale Drehmoment und die maximale Leistung, um Hindernisse zu überwinden und die Traktion aufrechtzuerhalten. Wechsle unbedingt in den L4-Gang, bevor du dich in tiefen Sand begibst oder Wasser durchquerst. Die Höchstgeschwindigkeit ist 40 km/h.
Schalten der Gänge: Vom H2 zum H4 und L4 wechseln
Beim Wechseln zwischen den unterschiedlichen Gängen ist es wichtig, dass du die Reihenfolge einhältst und etwas Geduld mitbringst. Denn jeder Gang muss zunächst eingelegt werden und dann vom Fahrzeug umgesetzt werden. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Schalten:
- Stelle sicher, dass sich dein Fahrzeug entweder im Leerlauf oder im Stillstand befindet.
- Suche den Schalthebel in der Mittelkonsole deines Fahrzeugs (H2, H4 und L4 sind darauf zu lesen).
- Um vom Gang H2 in den Gang H4 zu wechseln, drücke die Kupplung ganz durch und ziehe gleichzeitig den Schalthebel in den Bereich H4. Nun fängt ein Symbol im Display an zu blinken. Ist der Gang erfolgreich eingelegt worden, dann hört die Lampe auf zu blinken.
- Wenn du vorhast, in extrem tiefem Sand zu fahren oder du einfach nicht mehr weiterkommst, musst du weiter in den Gang L4 schalten. Dazu musst du die gleichen Schritte wie zuvor ausführen, aber den Schalthebel in den L4-Bereich ziehen. Das Display blinkt wieder solange, bis das Einlegen des Gangs erfolgreich war.
- Vergewissere dich immer, dass der Gangwechsel abgeschlossen ist, bevor du weiterfährst. Ein falsch eingelegter Gang kann zu Schäden am Fahrzeug führen.
- Wenn du nun wieder zurück in den H4 oder H2 möchtest, gehst du die Anleitung rückwärts Schritt für Schritt durch. Also von L4 in den H4 und dann in den H2. Warte immer ab, bis die Lampen aufhören zu blinken und sich ausschalten. Bevor du nun losfährst, solltest du einen Meter im Rückwärtsgang fahren, um die Allradfunktion vollständig zu lösen.

Fahrtechniken im tiefen Sand: Geschwindigkeit und Momentum
Die Geschwindigkeit, mit der du im tiefen Sand fährst, spielt eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, dass du eine langsame und gleichmäßige Geschwindigkeit beibehältst.
- Wenn du zu schnell fährst, kannst du die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren oder im Sand stecken bleiben.
- Eine langsame Geschwindigkeit ermöglicht es den Reifen, die nötige Bodenhaftung zu behalten und sich durch den Sand zu graben, anstatt ihn aufzuwirbeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Fahren im tiefen Sand ist die Aufrechterhaltung des Schwungs. Wenn du deine Geschwindigkeit konstant hältst, „schwimmt“ das Fahrzeug auf dem Sand und sinkt nicht so leicht ein. Vermeide abrupte Lenkbewegungen, um Stabilität und Kontrolle zu gewährleisten. Sei bereit, das Lenkrad leicht zu drehen, um Hindernissen auszuweichen, aber übertreibe es nicht. Die Daumen sollten immer außen sein, damit du dich bei abrupten Drehungen nicht verletzt.
Neben Geschwindigkeit und Schwung gibt es noch eine weitere Technik, die du beim Fahren im tiefen Sand anwenden kannst: das Verringern des Reifendrucks. Wenn du den Reifendruck etwas verringerst, vergrößerst du die Aufstandsfläche der Reifen und verbesserst die Traktion. Dadurch kann sich das Fahrzeug im Sand besser fortbewegen. Achte jedoch darauf, den Reifendruck nicht zu stark zu verringern, da dies die Reifen beschädigen kann.
Wir haben eine Tabelle mit den empfohlenen Reifendruckwerten erstellt. Damit sind wir problemlos durch den Chobe-Nationalpark in Botswana gefahren – und der ist wirklich tiefsandig:
- Teerstraße: 2,2 bis 2,4 bar
- Pisten, Wellblech, Felsen (-15 %): 1,8 bis 2,0 bar
- Schlamm (-25 %): 1,6 bis 1,8 bar
- Tiefsand (- 50 %): 1,0 bis 1,4 bar (im Extremfall bis 0,6 bar)
Sicherheitsvorkehrungen: Diese Ausrüstung empfehlen wir
Bevor du dich in das Abenteuer des Fahrens im tiefen Sand stürzt, ist es wichtig, die passende Ausrüstung dabei zu haben:
- Kompressor: Ohne Kompressor kannst du die Luft nicht regeln. Ablassen ginge zwar, aber anschließend kannst du den Druck nicht mehr erhöhen. Falls nicht sowieso dabei, solltest du den Mietwagenanbieter nach einem Kompressor fragen.
- Schaufel: Eine Schaufel solltest du unbedingt dabei haben. Wenn du dich festgefahren hast, ist eine Schaufel das wohl wichtigste Utensil und ist soweit wir wissen bei allen Mietwagenanbietern mit dabei.
- Sandmatten: Die sind nicht immer dabei und können häufig dazu gebucht werden. Wenn du dich festfährst, dann helfen die Sandmatten dem Reifen wieder Traktion zu bekommen. Für das Sossusvlei brauchst du die allerdings nicht.
- Abschleppseil: Ist eigentlich immer dabei. Andere Autos können dich damit aus einer mistigen Situation befreien – oder du andere.
Fazit: Selbstbewusstes Offroad-Fahren in Namibias tiefem Sand
Du hast nun einen grundlegenden Leitfaden für das Fahren im tiefen Sand Namibias erhalten. Wenn du das Getriebesystem verstehst und die richtigen Gänge wählst, kannst du das Beste aus deinem Offroad-Abenteuer machen. Denke daran, dass Geschwindigkeit, Schwung und der richtige Reifendruck entscheidend sind, um sicher und erfolgreich im tiefen Sand zu fahren. Vergiss nicht, die nötige Ausrüstung mitzunehmen.
Zusammenfassend können wir sagen, dass das Fahren im Tiefsand immer erst Sorge bereitet, aber am Ende gar nicht so schlimm ist. Das Sossusvlei ist auch für Anfänger kein Problem. Der Caprivi kann deutlich tiefsandiger sein, aber auch das solltet du mit den Tipps aus diesem Artikel gut meistern können. Das Erlebnis wird dir am Ende jedenfalls niemand mehr nehmen.
Viele Spaß auf deinem Namibia-Abenteuer!