Es braucht mehr Lachs
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Es braucht mehr Lachs

Die Zahl der Lachse nimmt immer mehr ab, und das stellt eine große Herausforderung für ein ganzes Ökosystem dar.

Wahrscheinlich hast du schon einmal von der Lachswanderung gehört. Dieses einzigartige Spektakel zieht im Spätsommer und Herbst viele Tiere an die Flüsse, um sich ausreichend Fettreserven für den Winter anzufressen. Doch warum wird genau das immer schwieriger und was wird dagegen unternommen? Davon wollen wir dir gerne erzählen.

Warum sind Lachse für das Ökosystem so wichtig?

Seit rund sieben Millionen Jahren gibt es Lachse im Nordpazifik. Kannst du dir das vorstellen? Seither bilden sie die Grundlage für ein gesamtes Ökosystem und folgen einem immer gleichen Lebenszyklus.

Den Großteil ihres Lebens verbringen sie im offenen Meer. In dieser Zeit bilden die Lachse die Nahrungsgrundlage für einige Meeresbewohner, wie z. B. die Northern Resident Orcas vor Vancouver Island. Als erwachsene Tiere verlassen sie den offenen Ozean und kehren an ihren Geburtsort zurück. Dabei überwinden sie täglich starke Strömungen, Wasserfälle und Stromschnellen.

Entlang ihres Weges warten bereits Bären und Wölfe, denn der Lachs ist ideal, um sich Fettreserven für den Winter anzufressen. Ohne Nahrungspause kämpft sich der kleine Künstler flussaufwärts, bis er schließlich völlig ausgemergelt an seinem Geburtsort ankommt. Immer mit nur diesem einen Ziel vor Augen: Mit Tausenden befruchteten Eiern für die nächste Generation Lachs zu sorgen – bevor er schlussendlich an Erschöpfung stirbt.

Und noch nicht einmal der Tod des Lachses ist nutzlos. Die Kadaver sind die Nahrungsquellen für unzählige weitere Tiere wie Otter oder Raben. Außerdem geben die Kadaver Nährstoffe in das Wasser ab, die für die heranwachsende neue Lachsgeneration lebenswichtig sind.

Der Lachsbestand ist heutzutage bedroht

Es klingt zwar wirklich unglaublich, aber es kommt heutzutage immer öfter vor, dass Bären, Wölfe, Otter und Raben vergeblich auf den Lachs warten. Studien haben gezeigt, dass insgesamt unglaubliche 138 Tierarten direkt oder indirekt vom Lachs abhängig sind. Aber weshalb kehren immer weniger Lachse in ihre Geburtsgewässer zurück? Was hat sich verändert?

Die natürlichen Lachsbestände gehen aufgrund von Überfischung, Lebensraumverlust und Klimawandel immer weiter zurück. 

Einerseits werden insgesamt zu viele Fische gefangen, so dass insgesamt weniger Lachse an ihren Geburtsort zurückkehren können. Dies führt zu weniger Lachsen in den Flüssen im selben Jahr und zu einer insgesamt kleineren Population in den Folgejahren. 

Andererseits dehnen sich die Städte immer weiter aus und verdrängen dabei wichtige Flusssysteme. Rund um Vancouver gab es insgesamt etwa 50 derartige Systeme, von denen heute nur noch zwei Flüsse existieren. Den Lachsen wird also regelrecht der Weg zu ihren Laichgründen versperrt.

Neben der Überfischung und dem Verschwinden von Flusssystemen hat auch der Klimawandel einen großen Einfluss auf die Lachsbestände. Durch die globale Erwärmung wird das Wasser im Pazifik immer wärmer. Nicht alle Lachsarten können damit umgehen und sich an die veränderten Bedingungen anpassen. Der Rotlachs (Sockeye) reagiert besonders empfindlich auf den Temperaturanstieg.

Die Regierung beginnt bereits mit Maßnahmen

Die Regierung von British Columbia hat es sich zum Ziel gesetzt, den Pazifiklachs zu schützen. Verschiedene Maßnahmen sollen den Schutz der Fische verbessern. Dazu gehören Bestandsabschätzungen, durch die zulässige Fangquoten freigegeben werden, mehr Maßnahmen zum Schutz des Lebensraums und sogenannte Lachsfarmen, in denen Lachse gezüchtet werden.

Letztere sind heute ein wesentlicher Teil für das Ökosystem und damit zwingend notwendig geworden.

Was machen diese Lachszuchtfarmen genau?

Auf Vancouver Island gibt es mehrere Lachsfarmen, die im Rahmen von staatlichen Programmen für die Vermehrung der Wildlachsbestände sorgen. Durch die Aufzucht und das Aussetzen von Lachsen wird dem Rückgang der Bestände entgegengewirkt. 

Und das funktioniert so: Die Zuchtfarmen fangen ausgewachsene Lachse auf dem Weg zu ihren Laichgründen ab. Anschließend entnehmen sie den Weibchen die Eier, die künstlich befruchtet und aufgezogen werden. Auf dem Gelände der Farmen wachsen die Junglachse in Aufzuchtteichen heran und werden je nach Art unterschiedlich lange gefüttert. Als Jugendliche geht es für die Lachse in die Flüsse, von wo aus sie flussabwärts in den Pazifik schwimmen. 

Eine einzige Zuchtfarm entlässt auf diese Weise jedes Jahr mehrere Millionen Lachse in die Freiheit und sorgt so nach und nach für einen hoffentlich stabileren Lachsbestand. Was für eine gigantische Zahl, oder?

Möchtest du mal eine Lachsfarm sehen?

In Campbell River kannst du im Besucherzentrum einer Lachsfarm mehr über die Aufgaben der Farm erfahren und dich darin versuchen, verschiedene Lachsarten und andere Unterwasserlebewesen zu bestimmen. 

Auf dem Gelände der Lachsfarm kannst du dir auch ansehen, wie die Lachse in ihrer ersten kritischen Lebensphase aufwachsen, geschützt vor Fressfeinden und Umwelteinflüssen. Im Fluss neben der Lachsfarm kannst du zudem mit Glück auch einen der vielen Feinde des Lachses beobachten, zum Beispiel den Bären. Denn sie wissen genau, wann die Lachse flussaufwärts schwimmen und hier vorbeikommen.

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