
Lerne das Spurenlesen
Wenn du im Wells Gray bist, solltest du auf jeden Fall eine der vielen tollen Wanderungen unternehmen.
Die Landschaft und die vielen Wasserfälle sind atemberaubend schön. Mit den Grundlagen des Spurenlesens wird deine Wanderung zu deiner ganz persönlichen Wildlife-Geschichte, die niemand außer dir erleben wird.
Tierspuren verraten uns so viel
Verglichen mit der Tierwelt sind unser Seh- und Hörvermögen nicht so gut entwickelt. Tiere bemerken uns oft lange bevor wir sie wahrnehmen. Erfahrene Spurenleser lesen in der Natur, wie in einem guten Buch. So erfahren sie oft die ganze Geschichte, auch wenn das Tier schon über alle Berge ist. Sie können das ungefähre Alter und Geschlecht bestimmen, die Richtung, in die sich das Tier gerade bewegt und seine Gefühlslage erkennen.

Damit deine Wanderung zu einem ganz besonderen Wildlife-Erlebnis wird, gibt es einige Grundlagen des Spurenlesens, die du kennen solltest. Zuerst schauen wir uns an, wo du besonders aufpassen solltest und suchen dann nach Merkmalen, die dir verraten, welches Tier dort vorbeigekommen ist. Ist das nicht spannend? Dann schauen wir uns mal an, wie du das am besten machst.
Finde die ideale Gegend zum Spurenlesen
Auf den nächsten Seiten findest du schöne Wanderungen durch den Wells Gray Provincial Park. Während der Wanderung solltest du an Stellen anhalten, an denen sich die Tiere besonders wohl fühlen. Denn dort ist die Tierdichte am höchsten und damit auch deine Chance, eine Spur zu finden.
Diese Orte sind relativ leicht zu finden, da Tiere verschiedene Lebensräume brauchen und sich täglich zwischen ihnen bewegen. Ein Beispiel dafür sind Wiesen und Wälder. Während der eine Ort ideal zum Fressen ist, bietet der andere Schutz und Deckung vor Raubtieren. Durch den häufigen Wechsel der Lebensräume entstehen gut sichtbare Wanderwege der Tiere. Du erkennst sie an niedergedrücktem Gras oder an Lücken im sonst dichten Gebüsch. Halte also Ausschau nach solchen Stellen und mache dort eine Pause.
Schaue am Boden nach Hinterlassenschaften
Wenn du einen solchen Ort gefunden hast, lohnt es sich, ihn zunächst nach Hinterlassenschaften abzusuchen. Das ist am Anfang vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Aber oft kannst du so schon eingrenzen, welches Tier diesen Weg schon benutzt hat.


Hier ein paar Tipps:
- Ist der Kot zum Beispiel eher röhrenförmig, gehört er oft Hunden, Waschbären, Stinktieren, Vielfraßen oder Bären.
- Verjüngen sich beide Enden, deutet dies auf Fuchs oder Wiesel hin.
- Findest du Ausscheidungen, die ein kugelförmiges Aussehen haben, so ist dies typisch für den Kot eines Pumas. Häufig findet man darin auch Knochenstücke und Fell. Der Kot ist außerdem ziemlich fest und lässt sich nicht mit einem Stock zerdrücken.
Suche nach Abriebstellen an Bäumen und im Gras
Als nächstes solltest du einen Blick auf die Bäume und Büsche in deiner Umgebung werfen und sie auf Abriebspuren untersuchen. Manchmal sieht man Kratzspuren, die ein Bär am Stamm hinterlassen hat.
Als nächstes schaust du, ob ein Zweig abgenagt ist. Das gibt Aufschluss über die Tierart. Wenn ein Ast oder Zweig in einem Winkel von 45 Grad abgekaut wurde, hat das Tier Schneidezähne. Du kannst also davon ausgehen, dass es sich um ein Nagetier handelt.

Ob ein Hirsch am Werk war, ist ebenfalls relativ leicht zu erkennen. Am Ende eines angefressenen Astes ist dieser meist ausgefranst. Das passiert, wenn der Hirsch die Zweige an einem Ende anfrisst und dann abreißt.
Wenn die ganze Pflanze angefressen ist, kann das ein Hinweis auf ein Raubtier sein. Diese kauen oft an Pflanzen, um Mineralien aufzunehmen.
Im Wells Gray erkennst du die Anwesenheit von Elchen übrigens an einer großen, plattgelegenen Stelle im Gras. Elche wälzen sich gerne im Gras, um sich von Milben zu befreien.
Suche nach Fußabdrücken im Sand
Wenn du dich in einem Gebiet mit feuchtem Sand oder Erde befindest, kannst du meist gut erhaltene Fußabdrücke finden. Und du kannst sie auf zwei Arten lesen: Am Fußabdruck selbst, aber auch an der Gangart des Tieres. Beides zusammen hilft dir, das Tier genauer zu bestimmen.
Wenn die Zehen sichtbar sind, zähle sie…
- Wenn du zwei Zehen siehst, kannst du davon ausgehen, dass es sich um einen Hirsch oder Elch handelt.
- Wenn du drei Zehen siehst, ist es oft ein Vogel.
- Sind vier Zehen über dem Ballen zu sehen, dann kann es sich je nach Abdruck um einen Wolf, Fuchs, Luchs oder Kojoten handeln.
- Sind sogar fünf Zehen neben dem Ballen zu sehen, handelt es sich z. B. um ein Wiesel, ein Stinktier, einen Biber oder einen Bären.
Neben dem eigentlichen Spurenbild kann auch die Gangart Aufschluss über das Tier geben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich die Gangart eines Tieres ändern kann, z. B. wenn es jagt, normal geht oder herumläuft. Dennoch ist die Gangart ein weiterer Anhaltspunkt für die Bestimmung eines Tieres.
- Hirsche, Hunde und Katzen bewegen sich beispielsweise diagonal. Vorder- und Hinterbeine werden gleichzeitig auf die gegenüberliegenden Seiten des Körpers gesetzt.
- Tiere aus der Familie der Wiesel hingegen bewegen sich zuerst mit beiden Vorderfüßen und dann mit beiden Hinterfüßen. Als wären sie zusammengebunden.
- Kaninchen und Nagetiere springen und landen immer zuerst auf den Vorderpfoten, bevor die Hinterpfoten leicht versetzt an der Außenseite der Vorderpfoten aufsetzen.
- Dachse, Stinktiere, Baumstachler, Waschbären und Bären bewegen Vorder- und Hinterbeine auf beiden Körperseiten gleichzeitig.

Auf geht es in deine Wildlife-Geschichte
Jetzt weißt du, wie du einen guten Beobachtungsplatz findest. Außerdem hast du jetzt alles, was du brauchst, um nach Spuren von Tieren zu suchen. Hinterlassenschaften, Abrieb an Bäumen, abgenagte Zweige und Fußspuren auf dem Boden geben dir verschiedene Hinweise auf die Tierart.
Je mehr Indizien für ein bestimmtes Tier sprechen, desto sicherer kannst du sein, dass sich deine Vermutung bestätigt. So erlebst du auf deiner Wanderung die Tierbeobachtung auf eine ganz neue, aber nicht weniger spannende Art! Wir wünschen dir eine abenteuerliche und erlebnisreiche Wanderung durch den Wells Gray Provincial Park – mit viel “Hidden Wildlife”!